„Ich spüre, wie meine Geschichten etwas bewegen …“

Wenn ich als Künstler eine Bühne betrete, dann möchte ich auch wirklich etwas zu sagen haben. Seit meiner Kindheit hege ich den idealistischen Glauben, dass jeder von uns die Kraft hat, etwas zu verändern – und die Bühne ist ein wundervoller Ort dafür, denn sie bringt Menschen mit sich, die mir wohlwollend zuhören. Wenn ich spannende Gedanken mitbringe, dann sind da auch Ohren, die sie dankbar aufnehmen. So habe ich meine großartige Gelegenheit, etwas zu verändern. Und das viel häufiger, als es meinem unbedeutenden Ich eigentlich zusteht.

Ich weiß nicht mehr als jeder andere, was richtig und was falsch ist. Nur versuche ich, recht offen durchs Leben zu gehen und das eigene Handeln immer wieder zu reflektieren. Und manchmal sind dann da Beobachtungen oder Erkenntnisse, die ich für wichtig halte. Die in meinen Augen eine Bedeutung haben und über die ich sprechen will. Das mache ich dann meistens über Geschichten – denn Geschichten sagen niemandem, was er zu denken und zu tun hat. Sie erzählen einfach und jeder kann für sich selbst entscheiden, was er daraus mitnimmt. Und es ist ein wundervolles Gefühl, mit ihnen auf der Bühne zu stehen und zu spüren, wie die Menschen vor mir sich von diesen Geschichten ergreifen und tragen lassen.

„… und lerne Niederlagen zu überwinden …“

Leider gibt es immer wieder auch Phasen, in denen ich kurzzeitig aus den Augen verliere, warum ich eigentlich mit Poetry Slam angefangen habe. Gerade wenn das Hobby zum Beruf geworden ist, wirken noch andere Kräfte auf meine Kunst mit ein. Besondere Einladungen und gut bezahlte Auftritte bringen meist bestimmte Erwartungen mit sich, die ich natürlich nicht enttäuschen möchte. Und auch der Wettbewerb spielt im Poetry Slam natürlich eine Rolle – schließlich ist der Gedanke jedes Mal aufs Neue verführerisch, bei den großen Meisterschaften anzutreten und eventuell gar einen Titel zu erlangen. Deswegen bin ich dann im Nachhinein schon wieder froh, wenn mir zwischenzeitlich eine Reihe von Niederschlägen eine erfrischende Ohrfeige verpasst und mich wieder daran erinnert, weswegen ich das alles überhaupt mache. Es sind die schweren Momente, in denen sich etwas bewegt. In denen wir Althergebrachtes infrage stellen müssen und uns anschließend weiterentwickeln. Und obwohl ich schon so manche Tiefphase lauthals verflucht habe, so bin ich gleichzeitig sehr dankbar dafür. Erst recht, wenn sich dann irgendwann plötzlich wieder alles richtig anfühlt.

„… weil es sich einfach richtig anfühlt.“

Es muss wohl schon eine ordentliche Portion Wahnsinn vorhanden sein, um sich wieder und wieder für ein paar Minuten Bühnenzeit viele Stunden in den Zug zu setzen und allerhand Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen. Und doch liebe ich es so sehr, dass ich rund einen Drittel meiner Abende mit Poetry Slam verbringe. Das Beste daran: Es macht einfach unglaublich viel Spaß und fühlt sich großartig an – wie das eben so ist, wenn man seine Passion gefunden hat.